Lars Meier und Stephan Pohlmann vermarkten Duroc-Tiere. Die Eber entstammen einer alten Rasse und sind für ihr aromatisches Fleisch bekannt. Doch bevor es in den Schweinehimmel geht, dürfen sie in Lüdenhausen ihr Leben genießen.
Suhlen, spielen, wühlen und Kontakt zum Menschen: Die Duroc-Schweine von Stephan Pollmann (links) und Lars Meier leben in Lüdenhausen artgerecht mit täglichem Auslauf auf der Weide. Foto: Sylvia Frevert
Kalletal-Lüdenhausen. Die Ohren fliegen im Wind. Der Rüssel grubbert geschäftig über den Boden. Flink sind sie, die fünf jungen Duroc-Schweine, die auf dem Hof von Lars Meier (35) in Lüdenhausen über die Weide flitzen. Sie gehören Meier und seinem Kompagnon Stephan Pollmann (48), der als Elektrotechnik-Ingenieur nebenberuflich seit zwei Jahren „Schwein“ hat. Dem „leidenschaftlichen Fleisch-Esser“ schmeckte die gewöhnliche Tierhaltung und das so produzierte Fleisch einfach nicht mehr.
Unter dem Titel „Weserbergland-Duroc“ vermarkten die beiden Lüdenhauser das Fleisch ihrer Duroc „zunächst noch im ganz kleinen Stil“, so Pollmann, der dafür das Gewerbe „Stephan Pollmann Genusshandel“ anmeldete. Ihr Leben genießen derzeit auch noch die fünf braunen Schweinchen. Es sind kastrierte Eber, sogenannte Börge, wie Meier erklärt. „Jeden Tag kommen die Tiere raus auf die Weide“, sagt der Nebenerwerbs-Landwirt, der hauptberuflich als Landmaschinenmechaniker arbeitet. „Vor der Arbeit lasse ich sie auf die Weide, und abends kommen sie in den Stall“, erläutert der gebürtige Lüdenhauser, öffnet das Gatter und beobachtet lächelnd, wie die Schweine ihm auf Schritt und Tritt folgen. „Wenn sie mich sehen, wissen sie, dass es etwas zu fressen im Trog gibt“, sagt er.
Dort landet nur Futter, das der Hof selbst produziert hat. Lars Meier beschreibt den Speiseplan: „Wir füttern Gerste, Hafer, Erbsen und Weizen aus eigener Erzeugung.“ Das Brötchen, das die Schweineherde gerade in Freudensprünge versetzt, „bekommen sie nur heute fürs Foto“, so Meier. „Eine gesunde Ernährung trägt zum Tierwohl bei“, ist sich auch Stephan Pollmann sicher. Er grillt gerne, und darüber setzte bei ihm ein Umdenken zu Tierhaltung und Tierwohl ein. „Das Fleisch schmeckt einfach nach nichts“, fällt er ein hartes Urteil über konventionell erzeugte Fleischprodukte. Der Unterschied wurde ihm bewusst, als er zum ersten Mal das Fleisch von in Spanien beheimateten Iberico-Schweinen kostete. Nach dieser Erfahrung machte sich der Hobby-Koch auf die Suche nach einer vergleichbaren Fleischqualität in Deutschland und kam auf die alte Rasse des Duroc-Schweins.
„Diese Schweinerasse wächst deutlich langsamer, ist dafür aber größer, schlanker und agiler als das hierzulande verbreitete Pietrain-Schwein, das auf eine Mastzeit von nur vier Monaten gezüchtet ist. Dafür kosten unsere Ferkel aber auch das Vierfache des normalen Preises. Wir kaufen sie von einem Züchter aus Warendorf“, sagt Pollmann. Die Duroc-Schweine dürfen in Lüdenhausen doppelt so lange leben wie ihre konventionell gehaltenen Artgenossen, denn bei ihrer täglichen Bewegung auf der Weide nehmen sie deutlich langsamer zu, setzen dafür aber mehr Muskelfleisch an. „Genau das möchten wir, denn dieses Fleisch ist bei den Duroc durchzogen von kleinen Fettlinien. Dadurch ist es saftig und schmeckt hervorragend“, zeigt sich Pollmann überzeugt. Er vermarktet das Fleisch und die nach lippischen Rezepten hergestellten Wurstwaren der Duroc an Privatabnehmer sowie auf dem Abendmarkt in Vlotho. Künftig will er auch in Lemgo dabei sein.
Aber vor dem Fleisch steht die Schlachtung – ein Thema, das Endverbraucher gerne verdrängen. Meier und Pollmann gehen mit dem Tod ihrer zutraulichen Schweine offen um. „Wir lassen unsere Tiere bei einem der wenigen noch verbliebenen kleinen Schlachter schlachten – nur wenige Kilometer vom heimischen Stall entfernt. Für die Tiere bedeutet das: kurze Wege und bis zum Schluss Kontakt zu den Menschen, die sie kennen“, betonen die beiden Schweinehalter.
(aus www.lz.de vom 08.05.2020)